Der vorliegende Artikel bespricht die aktuelle Liberalisierung der Energiemärkte der Europäischen Union aus der Sicht der Konsumenten. Dabei wird vor allem die Durchsetzung des europäischen Wettbewerbsrechts besprochen sowie die Frage, ob die Dynamik des freien Wettbewerbs in diesen Märkten für den Konsumenten von Interesse ist. Zusätzlich untersucht der Artikel die Gründe der Liberalisierung im Lichte der Bedürfnisse der Konsumenten und stützt sich dabei auf statistische Analysen, offizielle Publikationen und die aktuelle Rechtsprechung, um den Mehrwert eines vollkommen liberalisierten Binnenmarktes für den Konsumenten zu ergründen. Neben diesen Aspekten versucht der Artikel auch zu ergründen, ob die Liberalisierung aus psychologischer Sicht für den Konsumenten wünschenswert ist und welche Schlüsse dazu aus der ökonomischen Verhaltenspsychologie zu ziehen sind. Der Aufsatz untersucht nicht nur die Effekte, die aus der Möglichkeit resultieren, selbst einen Energieanbieter zu wählen, sondern auch Aspekte des Konsumentenwohls und die Frage nach der Existenz von effektiven Rechtsschutzmechanismen im Bereich der Energiemärkte. Es zeigt sich dabei, dass die Liberalisierung der Energiemärkte für die Konsumenten noch immer kein gutes Geschäft ist. Die Gründe dafür sind insb im Fehlen einer genauen Definition der Begriffe Konsument, Konsumentenvertrauen und Wohl der Konsumenten zu suchen. Dazu trägt auch die irrige Herangehensweise an die zwei verschiedenen, aber dennoch verknüpften Rechtsgebiete des Wettbewerbsrechts und des Konsumentenschutzes bei, so wie auch das Fehlen effektiver Instrumente, um diesem Zustand abzuhelfen. Obwohl der Konsument im Zentrum des Liberalisierungsprozesses steht, wird ihm nicht genug Aufmerksamkeit zuteil, was beinahe dazu führt, den Prozess der Öffnung der Energiemärkte im Ganzen infrage zu stellen.
Journal of European Consumer and Market Law